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- 14 Juli 2013
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Tag zusammen,
seit ein paar Wochen spiele ich mich ein bisschen mit dem Veredeln von Bäumen. Eigentlich nur so zum Spaß, aber wenn es dadurch der eine oder andere schöne Obstbaum in unseren Garten schafft, umso besser. Hier im Forum sind ja auch ein paar Gartenmenschen unterwegs, drum möchte ich hier einfach mal meine Erfahrungen etwas teilen. Vielleicht hat ja auch der eine oder andere von euch schon Erfahrungen mit sowas gemacht.
1. Versuch: Chip-Veredelung
Laut Aussage vieler ist das die einfachste Methode und sie kann fast ganzjährig durchgeführt werden. Also ideal für die ersten Gehversuche. In Europa ist die Methode aber nicht so geläufig. Warum weiß ich nicht. Dieses Video zeigt es recht anschaulich. Im Prinzip schneidet man ein "Auge" einer Edelsorte in Form eines kleinen Chips aus dem Zweig. Der möglichst identische Schnitt wird dann auch am zu veredelnden Baum durchgeführt und die Stelle dann mit einem Veredelungsband verbunden. So eines hatte ich natürlich nicht da, daher hab ich angefangen zu experimentieren, ob das nicht mit Hausmitteln auch geht.
Meine ersten Chips habe ich mit dünnem Elektroisolierband befestigt und dann mit Frischhaltefolie gegen das Austrocknen geschützt. Scheint zu funktionieren, hat aber ein prinzipielles Problem. Das Isolierband nimmt beim Ablösen die Rinde teilweise mit. Nicht so gut. Die nächsten Chips habe ich daher mit Kreppklebeband befestigt, in der Hoffnung, dass das dann irgendwann einfach (hoffentlich rechtzeitig) verrottet, bevor ich es wieder entfernen muss. Keine Ahnung ob das so funktioniert, aber mal ausprobieren.
Hier im Foto sieht man einen wilden Zwetschgenbaum, bei dem ich drei Chips eingesetzt habe. Ein Chip ist Pfirsich, die anderen beiden zwei verschiedene Mirabellensorten. Beides sollte kompatibel auf meine Unterlage sein. Den letzten Chip habe ich natürlich auch noch mit Frischhaltefolie geschützt. Das Ziel ist es, einen "Naschbaum" zu generieren. Also einen der zwar nicht viele gleiche Früchte trägt (die man dann innerhalb weniger Wochen essen oder verwerten müsste), sondern immer nach und nach eine Sorte am Baum reif wird und man so über einen längeren Zeitraum etwas vom Baum hat. Also Mirabelle 1 -> Mirabelle 2 -> Zwetschge -> Pfirsich. Wenn aber auch nur eine Sorte anwächst, bin ich auch schon glücklich.
2. Versuch: Okulation
Im Prinzip ist die Methode nicht unähnlich zur Chip-Methode. Auch hier wird mit Augen veredelt, allerdings wird das Auge unter die Rinde gesetzt, die zuvor mit einem T-förmigen Schnitt geöffnet wird. Die Methode ist aber kritischer, was den Zeitpunkt des Veredelns betrifft. Da die Rinde geöffnet werden muss, muss es zu einer Zeit passieren, wo sich die Rinde auch gut ablösen lässt. Aktuell so rund um den 01.08. ist anscheinend ein guter Zeitpunkt (bin da aber kein Experte...). Bei mir löste sich die Rinde sehr gut.
Da ich aber bei den letzten Versuchen schon eher schlechte Erfahrung mit Isolierband gemacht hatte, war ich noch auf der Suche nach einem Ersatz. Hier auf dem Foto sieht man den T-Schnitt mit eingesetztem Auge und den Versuch, das mit Bindedraht zu befestigen. Das funktioniert nicht, habe ich festgestellt, weil der Draht verrutscht.
Daher ging ich dazu über, das Isolierband verkehrt herum zu verwenden, also mit der Klebeseite nach außen. Bei der Okulation geht das imho, bei den Chips aber eher nicht, weil man dafür vier Hände bräuchte. Da muss man dann zu zweit sein. Ein weiterer Versuch war mit Verbandsmaterial und schaut auch recht vielversprechend aus. Dem Verbandsmaterial gebe ich auch eine gute Chance, rechtzeitig zu verrotten. Auch für die Frischhaltefolie war ich noch auf der Suche nach einem Ersatz, denn die muss man früher oder später entfernen und dafür eben den richtigen Zeitpunkt erwischen. Ich dachte schnell an Baumwachs, aber solches hatte ich natürlich auch nicht da. Wachs, Wachs, äh... Teelichter! Teelicht angezündet, gewartet bis das Paraffin geschmolzen war und auf der Veredelung mit einem Pinsel verstrichen.
Wenn es so funktioniert wie ich denke/hoffe, dann sollte das Auge problemlos das Paraffin durchbrechen können, sobald es austreibt. So kann die Schutzschicht maximal lang auf der Veredelungsstelle verbleiben. Als vielversprechender sehe ich da die Version mit dem Isolierband an, lieber wäre mir aber die Version mit dem Verband, weil man das dann praktisch komplett "vergessen" kann und nach dem Veredeln eigentlich nicht mehr weiter tätig werden muss (also mehr oder weniger).
3. Versuch: Abmoosen
Im Grunde ist das eigentlich keine Veredelungsmethode. Wir haben hier im Garten aber einen Apfelbaum, der die letzten Jahre leider zwei Äste entwickelt hat, die das Gesamtbild des Baumes stören. Aber den Ast einfach wegschneiden, das könnte ja jeder. Viel schöner wäre es doch, wenn der abgeschnittene Ast einen weiteren Baum ergeben würde. Also habe ich so 3cm lang die Rinde um beide Äste entfernt und einen Beutel mit feuchtem Moos befestigt.
Nun sollte der Ast damit beginnen, in den nächsten Monaten im feuchten Moos Wurzeln auszubilden. Irgendwann kann ich ihn dann abschneiden und einpflanzen und sollte so einen weiteren Baum erhalten.
Bin auf jeden Fall mal gespannt, was die nächsten Monate mit meinen Veredelungen passiert. Zwei Chips sind leider bereits abgestorben, der Rest lebt aktuell noch. Werde dann weiter berichten, sobald es was Neues gibt. Aktuell kann man jetzt nur abwarten.
seit ein paar Wochen spiele ich mich ein bisschen mit dem Veredeln von Bäumen. Eigentlich nur so zum Spaß, aber wenn es dadurch der eine oder andere schöne Obstbaum in unseren Garten schafft, umso besser. Hier im Forum sind ja auch ein paar Gartenmenschen unterwegs, drum möchte ich hier einfach mal meine Erfahrungen etwas teilen. Vielleicht hat ja auch der eine oder andere von euch schon Erfahrungen mit sowas gemacht.
1. Versuch: Chip-Veredelung
Laut Aussage vieler ist das die einfachste Methode und sie kann fast ganzjährig durchgeführt werden. Also ideal für die ersten Gehversuche. In Europa ist die Methode aber nicht so geläufig. Warum weiß ich nicht. Dieses Video zeigt es recht anschaulich. Im Prinzip schneidet man ein "Auge" einer Edelsorte in Form eines kleinen Chips aus dem Zweig. Der möglichst identische Schnitt wird dann auch am zu veredelnden Baum durchgeführt und die Stelle dann mit einem Veredelungsband verbunden. So eines hatte ich natürlich nicht da, daher hab ich angefangen zu experimentieren, ob das nicht mit Hausmitteln auch geht.
Meine ersten Chips habe ich mit dünnem Elektroisolierband befestigt und dann mit Frischhaltefolie gegen das Austrocknen geschützt. Scheint zu funktionieren, hat aber ein prinzipielles Problem. Das Isolierband nimmt beim Ablösen die Rinde teilweise mit. Nicht so gut. Die nächsten Chips habe ich daher mit Kreppklebeband befestigt, in der Hoffnung, dass das dann irgendwann einfach (hoffentlich rechtzeitig) verrottet, bevor ich es wieder entfernen muss. Keine Ahnung ob das so funktioniert, aber mal ausprobieren.
Hier im Foto sieht man einen wilden Zwetschgenbaum, bei dem ich drei Chips eingesetzt habe. Ein Chip ist Pfirsich, die anderen beiden zwei verschiedene Mirabellensorten. Beides sollte kompatibel auf meine Unterlage sein. Den letzten Chip habe ich natürlich auch noch mit Frischhaltefolie geschützt. Das Ziel ist es, einen "Naschbaum" zu generieren. Also einen der zwar nicht viele gleiche Früchte trägt (die man dann innerhalb weniger Wochen essen oder verwerten müsste), sondern immer nach und nach eine Sorte am Baum reif wird und man so über einen längeren Zeitraum etwas vom Baum hat. Also Mirabelle 1 -> Mirabelle 2 -> Zwetschge -> Pfirsich. Wenn aber auch nur eine Sorte anwächst, bin ich auch schon glücklich.
2. Versuch: Okulation
Im Prinzip ist die Methode nicht unähnlich zur Chip-Methode. Auch hier wird mit Augen veredelt, allerdings wird das Auge unter die Rinde gesetzt, die zuvor mit einem T-förmigen Schnitt geöffnet wird. Die Methode ist aber kritischer, was den Zeitpunkt des Veredelns betrifft. Da die Rinde geöffnet werden muss, muss es zu einer Zeit passieren, wo sich die Rinde auch gut ablösen lässt. Aktuell so rund um den 01.08. ist anscheinend ein guter Zeitpunkt (bin da aber kein Experte...). Bei mir löste sich die Rinde sehr gut.
Da ich aber bei den letzten Versuchen schon eher schlechte Erfahrung mit Isolierband gemacht hatte, war ich noch auf der Suche nach einem Ersatz. Hier auf dem Foto sieht man den T-Schnitt mit eingesetztem Auge und den Versuch, das mit Bindedraht zu befestigen. Das funktioniert nicht, habe ich festgestellt, weil der Draht verrutscht.
Daher ging ich dazu über, das Isolierband verkehrt herum zu verwenden, also mit der Klebeseite nach außen. Bei der Okulation geht das imho, bei den Chips aber eher nicht, weil man dafür vier Hände bräuchte. Da muss man dann zu zweit sein. Ein weiterer Versuch war mit Verbandsmaterial und schaut auch recht vielversprechend aus. Dem Verbandsmaterial gebe ich auch eine gute Chance, rechtzeitig zu verrotten. Auch für die Frischhaltefolie war ich noch auf der Suche nach einem Ersatz, denn die muss man früher oder später entfernen und dafür eben den richtigen Zeitpunkt erwischen. Ich dachte schnell an Baumwachs, aber solches hatte ich natürlich auch nicht da. Wachs, Wachs, äh... Teelichter! Teelicht angezündet, gewartet bis das Paraffin geschmolzen war und auf der Veredelung mit einem Pinsel verstrichen.
Wenn es so funktioniert wie ich denke/hoffe, dann sollte das Auge problemlos das Paraffin durchbrechen können, sobald es austreibt. So kann die Schutzschicht maximal lang auf der Veredelungsstelle verbleiben. Als vielversprechender sehe ich da die Version mit dem Isolierband an, lieber wäre mir aber die Version mit dem Verband, weil man das dann praktisch komplett "vergessen" kann und nach dem Veredeln eigentlich nicht mehr weiter tätig werden muss (also mehr oder weniger).
3. Versuch: Abmoosen
Im Grunde ist das eigentlich keine Veredelungsmethode. Wir haben hier im Garten aber einen Apfelbaum, der die letzten Jahre leider zwei Äste entwickelt hat, die das Gesamtbild des Baumes stören. Aber den Ast einfach wegschneiden, das könnte ja jeder. Viel schöner wäre es doch, wenn der abgeschnittene Ast einen weiteren Baum ergeben würde. Also habe ich so 3cm lang die Rinde um beide Äste entfernt und einen Beutel mit feuchtem Moos befestigt.
Nun sollte der Ast damit beginnen, in den nächsten Monaten im feuchten Moos Wurzeln auszubilden. Irgendwann kann ich ihn dann abschneiden und einpflanzen und sollte so einen weiteren Baum erhalten.
Bin auf jeden Fall mal gespannt, was die nächsten Monate mit meinen Veredelungen passiert. Zwei Chips sind leider bereits abgestorben, der Rest lebt aktuell noch. Werde dann weiter berichten, sobald es was Neues gibt. Aktuell kann man jetzt nur abwarten.